FunktionärInnen und Mitglieder
Historischer Überblick
Die Städtische Mädchen-Volksschule in der Leopoldstadt wurde am 3. November 1793 als „k.k. Mädchenschule“ eröffnet. Grundlage war eine Verordnung von Kaiser Joseph II. über die Gründung zweier öffentlicher Mädchenschulen aus dem Jahr 1789. Bereits im November 1790 war die Mädchenschule, Wien 1 am Fleischmarkt in der Inneren Stadt gegründet worden. Die beiden Schulen waren Ersatz für bisherige Angebote von Klöstern und Orden, die durch die Klosterauflösungen Joseph II. in den 1780er Jahren eingeschränkt wurden.
Die k.k. Mädchenschule der Leopoldstadt war in der Josefsgasse im Haus des sogenannten "Glücksradl" Nr. 259 untergebracht, an der Stelle einer ehemaligen Armenschule. Nach einer Überschwemmung übersiedelte die Schule 1830 in die Große Ankergasse Nr. 28, die ab 1885 als Stephaniestraße Nr. 13 geführt wurde; 1893 schließlich in die Leopoldsgasse Nr. 3, womit auch eine Vergrößerung und eine Erhöhung der Klassenzahl von 7 auf 12 verbunden war.
Unterrichtet wurden Töchter der bürgerlichen und gebildeten Stände durch weltliche Lehrerinnen in den Elementargegenständen (1840 ergänzt um Geografie) und in den sog. weibliche Handarbeiten. Das Lehrpersonal wurde gemäß kaiserlicher Verordnung aus Absolventinnen des k.k. Civil-Mädchen Pensionates rekrutiert, diese Beschränkung wurde bereits 1815 zurückgenommen. Zusätzlich gab es einen Religionslehrer (katholisch und israelitisch) und eine Gehilfin.
Die Schulleitung wurde 1793 Anna Kassanetter, der ersten Lehrerin, übertragen, ihr folgten Magdalena Kallmünzer (1820-1827, die im Anschluss bis 1834 der Mädchenschule in der Bäckerstraße vorstand), Josefa Pauli (1827-1856), Marie Filek (1856-1877) und Louise Müller (1877-1886). Leopoldine Helfert übernahm 1886 für kurze Zeit die provisorische Leitung, danach folgten männliche SchulleiterInnen.
Zu Beginn unterrichteten 3 Lehrerinnen zwei Klassen mit einer Maximalzahl von 50 Mädchen. 1850 wurde die Schule um eine 3. Klasse und eine Abteilung für höhere Fortbildung für Mädchen ergänzt, beide Mädchenschulen wurden zu Hauptschulen erhoben. Das Reichsvolksschulgesetz von 1869 brachte die Umbenennung in „allgemeine Volks- und Bürgerschulen“ und übertrug die Zuständigkeit von kirchlichen auf politische Behörden: 1871 übernahm die Kommune Wien die Verwaltung der Mädchenschule im 2. Bezirk, die zur 6-klassigen Volksschule erhoben und nun als „Städtische Volksschule für Mädchen“ bezeichnet wurde. Zehn Jahre später wurde im Rahmen der allgemeinen Unterscheidung von 3-klassigen Bürger- und 5-klassigen Volksschulen die 6. Klasse aufgelassen und die Mädchenschule seitdem 5-klassig geführt.
Beide Mädchenschulen waren mehrmals von der Auflösung bedroht. 1829 bekräftigte etwa ein Hofdekret die Notwendigkeit ihres Weiterbestehens und betonte die fundamentale Bedeutung des Unterrichts von Mädchen durch weibliches Lehrpersonal sowie die Wichtigkeit des öffentlichen Charakters. Zu diesem Zeitpunkt wurden an beiden Schulen gemeinsam 400 Schülerinnen unterrichtet.
verwendete Literatur und Quellen:
Jubiläums-Bericht, erstattet anläßlich des 100-jährigen Bestandes (1793/94-1892/93) der städt. Mädchen-Volksschule