Funktionen und Mitgliedschaften
Biografie
Grete Urbanitzky besuchte in Linz ein Lyzeum und später ein Gymnasium in Zürich. 1911 erschien ihre erste selbständige Publikation "Sehnsucht". Sie war sowohl als Romanautorin, Erzählerin, Übersetzerin als auch als Journalistin tätig.
Urbanitzky etablierte sich als Schriftstellerin zunächst im völkisch-nationalen Lager - wie Ursula Huber schreibt. In Auseinandersetzung mit Otto Weiningers Ideen veröffentlichte sie 1920 einen „Rasseroman” "Das andere Blut". In den 1920er Jahren liberalisierte sich ihre Haltung und ihre Romane enthalten pazifistische Ideen. Die Frage der Stellung der Frau in der Gesellschaft und Öffentlichkeit der damaligen Zeit steht oft im Fokus ihrer Romane. Sie interessiert vor allem ein "neues" Frauenbild, das im Zwiespalt zwischen "nicht mehr unterdrückt und noch nicht befreit" steht. Als eine der wenigen Autorinnen wagte sie in ihrem Werk die Thematisierung weiblicher Homosexualität. Die Kritik an der bürgerlichen Sexualmoral trug ihr den Vorwurf der Pornografie ein.
Ab 1923 hatte sie das Amt der Generalsekretärin des Wiener PEN-Clubs inne - später wurde sie zur Parteigängerin der Nationalsozialisten. Trotz ihrer Unterstützung des Nationalsozialismus war sie mit jüdischen AutorInnen befreundet - u.a. Felix Salten, Nelly Sachs und Gertrud Isolani. Bald nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland wurde ihr im Amsterdamer jüdischen Ghetto spielender Roman "Mirjams Sohn" und der Lesbenroman "Der wilde Garten" verboten. 1941 wurde ihr Gesamtwerk auf den Index der verbotenen Bücher gesetzt. Urbanitzky übersiedelte nach Paris, 1939 überraschte sie der Kriegsausbruch in der Schweiz. Erst nachdem eine Revision des Verbots ihrer Bücher in nationalsozialistischen Deutschland erfolglos blieb, distanzierte sie sich langsam vom totalitären Gedankengut.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhob sie mit Berufung auf das Verbot ihrer Bücher und auf ihre Emigration den vergeblichen Anspruch Opfer des Nationalsozialismus gewesen zu sein. Sie blendete ihr nationalsozialistisches Engagement aus. An ihre Vorkriegserfolge konnte sie in den Nachkriegsjahren nicht mehr anknüpfen. Zuletzt arbeitete sie als Korrespondentin bei den Vereinten Nationen in Genf.
verwendete Literatur und Quellen:
Huber: Grete von Urbanitzky. - In: L' homme 4 (1993) 1, 74-88
Lexikoneinträge
biografiA
Urbanitzky Grete von, Margarethe, verh. Wolosczuk (Woloszuk), verh. Passini; Schriftstellerin, Übersetzerin und Journalistin
Geb. Linz, OÖ, 9. 7. 1893
Gest. Genf, Schweiz, 4. 11. 1974
Herkunft, Verwandtschaften: Mutter: Cecilie von Urbanitzky, geb. Grünwald; Vater: Rudolf von Urbanitzky, Ingenieur und Inhaber einer Baufirma.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1. verheiratet mit Wolosczuk, Oberleutnant; 2. 1920 Heirat mit Peter Passini.
Ausbildungen: 4 Klassen Lyzeum Linz, Gymnasium Zürich, Vorlesungen an der Universität Zürich, private Studien in Zürich und Wien (Orientalistik, Germanistik).
Laufbahn: G. v. U. s journalistische Tätigkeit umfasste u. a. die Mitgliedschaft in der Redaktion des „Tag“ (Wien) und die Arbeit als Korrespondentin ausländischer Blätter vor 1938 sowie die Mitarbeit an der „Schweizer Illustrierten“, am „Tagesanzeiger“ und an der Zeitschrift „Sie und Er“, beide in Zürich nach 1945, als sie gleichzeitig auch UNO-Korrespondentin war. In den späten 1920er Jahren leitete sie in Wien ein Verlags- und Übersetzungsbüro. Sie war selbst auch als Übersetzerin tätig (Englisch, Französisch, Italienisch). Weiters war sie Vorstands- und Gründungsmitglied des österreichischen P. E.N-Klubs. Sie emigrierte 1939 in die Schweiz. In ihren belletristischen Veröffentlichungen thematisierte sie häufig den Generationenkonflikt und die Lebensläufe erfolgreicher Frauen. Viele ihrer Romane wurden in den 1950er Jahren neu aufgelegt.
Ausz., Mitglsch.: Ehrenmitglied der Mark-Twain-Gesellschaft, Caballero Ordre du merité de Duarte, Orden Sanchez y Miella der Dominikanischen Republik; G. v. U. hatte vor allem in jüngeren Jahren Kontakte zur Frauenbewegung.
W. u. a.: „Sehnsucht. Novellen und Märchen“ (1911), „Wenn die Weiber Menschen werden… Gedanken einer Einsamen“ (1913), „Das andere Blut. Roman“ (1920), „Masken der Liebe. Novellen“ (1922), „Mirjams Sohn. Roman“ (1926), „Eine Frau erlebt die Welt. Roman“ (1931), „Karin und die Welt der Männer. Roman“ (1933), „Heimkehr zur Liebe. Roman“ (1935), „Das Mädchen Alexa. Roman“ (1939), „Der große Traum. Roman“ (1942)
Ausgewählte Publikationen
Quellen und Sekundärliteratur
völkisch-nationaler und nationalsozialistischer Literatur - In: "Kulturhauptstadt des Führers" : Kunst und Nationalsozialismus in Linz und Oberösterreich ; ein Projekt der Oberösterreichischen Landesmuseen in Kooperation mit Linz 2009 Kulturhauptstadt Europas ; [Ausstellung ... Schlossmuseum Linz von 17. September 20 - Linz: Land Oberösterreich, Oberösterr. Landesmuseen, 2008, 185-196