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Lotte Pirker
11.8.1877 Marienbad, Böhmen – 16.12.1963 Wien
Karoline (Lotte) Pirker, geb. Schneider, stammt aus einer wohlhabenden deutschböhmischen Juristenfamilie in Marienbad. Ihr Vater war Landesgerichtsrat. Als Lotte sechs Jahre alt war, übersiedelte die Familie nach Karlsbad. In ihrer Erziehung wurden ihre künstlerischen Talente gefördert, teils wurde sie von Privatlehrern unterrichtet. In München besuchte sie zwei Jahre lang die Malereiklasse an der Staatsgewerbeschule. Dort wurde sie, wie sie in ihren autobiographischen Aufzeichnungen beschreibt, heimisch in den Kreisen von talentierten Künstlerinnen und Vorkämpferinnen der Frauenbewegung. Einen besonders großen Eindruck auf sie machte Rosa Luxemburg, die öfter das Atelier der Malerinnen besuchte und dort auch einmal einen Vortrag über die Gleichberechtigung der Frau hielt. Gemeinsam mit anderen Künstlerinnen veranstaltete L.P. einen Demonstrationszug für das Recht der Frauen, ebenso wie Männer in öffentlichen Lokalen rauchen zu dürfen. In Wien besuchte sie eine Schauspielschule. Sie war eine begeisterte Sportlerin, sie legte die Schwimm-Meisterprüfung ab, für eine Frau ihrer Zeit eine Seltenheit.
1902 heiratete sie den Offizier Friedrich Pirker. Mit der Hochzeitsreise in die USA begann für Lotte Pirker eine lange Reihe von ausgedehnten Reisen. Ihre Reiseerfahrungen verarbeitete sie in Gedichten, journalistischen Reiseberichten und öffentlichen Lichtbildvorträgen.
Die Familie bewirtschaftete einige Jahre einen Gutshof in Südböhmen, verlor einen Teil ihres Vermögens und ging 1908 nach Wien. Friedrich Pirker wurde Beamter im Eisenbahnministerium. Lotte trat als Schauspielerin auf. Sie begann, sich mit Politik und Volkswirtschaft zu beschäftigen. Nach dem 1. Weltkrieg trat sie der sozialdemokratischen Arbeiterpartei bei. Als Bildungsfunktionärin in Wien-Hietzing war sie v.a. in der Volksbildung aktiv. Sie gestaltete zahlreiche Lesungen, Vortragsabende, Lichtbildvorträge und Rezitationsabende aus eigenen und anderen Werken.
Nach den Ereignissen des Februar 1934 zog sie sich aus dem politischen Leben zurück. 1938 starb Friedrich Pirker. Nach dem 2. Weltkrieg engagierte sich Lotte Pirker innerhalb der KP wieder für kulturelle Belange, wobei sie die Themen Frieden und Frauenrechte besonders interessierten.