Verein zum Schutze jüdischer Frauen und Mädchen, Lemberg

Namen und Abkürzungen
Verein zum Schutze jidischer Frauen und Mädchen, Lemberg
Ferajn zum Schutze Jidischer Frojen und Medchen, Lemberg
Gründung
15.09.1903
Auflösung
?
Sitz
Lemberg, Bernsteingasse 12

FunktionärInnen und Mitglieder

Historischer Überblick

Am 15. und 16. September 1903 fand in Lemberg ein vom Hilfsverein deutscher Juden veranstalteter internationaler Kongress statt, der sich dem Thema der Zwangsprostitution widmete. Beteiligt waren die Lemberger israelitische Kultusgemeinde und das jüdische Zweigkomitee des deutschen Nationalkomitees zur Bekämpfung des Mädchenhandels. Bemerkenswert war die Beteiligung der orthodoxen Rabbinerschaft Galiziens. Anwesend war am sogenannten „Delegierten-Tag“ auch Bertha Pappenheim als Delegierte des Komitees für die osteuropäischen Juden in Frankfurt. Sie engagierte sich stark für das Thema: Im selben Jahr etwa war Pappenheim zusammen mit Sara Rabinowitz im Auftrag des israelitischen Hilfsvereins Frankfurt und dem jüdischen Zweigkomitee zur Bekämpfung des Mädchenhandels aus Hamburg auf einer fünfwöchigen Reise in Galizien um die dortigen sozialen Verhältnisse zu untersuchen.

Am Delegiertentag wird der Verein zum Schutze jüdischer Frauen und Mädchen gegründet, der Bildung und Wohlstand der jüdischen Mädchen verbessern soll, da die ökonomische Misere als großes Problems ausgemacht wird. Dabei wird auf Dienstbotenheime, Haushaltungs- und Dienstbotenschulen und Anstalten zur Ausbildung von Kinder- und Krankenpflegerinnen sowie Stellenvermittlung gesetzt. Außerdem sollen die jüdischen Gemeinderepräsentanten den Verein unterstützten. Vereinsschriften auf Jiddisch, die Mehrheitssprache unter den Juden Galiziens und Informationsveranstaltungen sind ebenfalls geplant. Auch ein Auskunftsbüro für Auswanderung soll errichtet werden, das auf die damit verbundenen Gefahren hinweist. Der Verein soll Zweigstellen an vielen Orten Galiziens und der Bukowina einrichten.

Auf dem Kongress, der versucht eine Brücke zwischen ost- und westeuropäischen Juden zu schlagen, traten ausschließlich Männer als Redner auf, auch das Publikum scheint den Zeitungsberichten nach zu urteilen überwiegend männlich gewesen zu sein. Die Initiative für den Verein setzt ebenfalls ein Mann, Paul Nathan. Allerdings fordert Berta Pappenheim unmittelbar im Anschluss an die Gründung diesem Verein eine Frauensektion anzugliedern „der insbesondere die rein humanitären, sanitären Aufgaben zugewiesen werden.“ Der Vorschlag wird vom Kongress angenommen. Von der konkreten Einbindung von Frauen in den Verein bzw. den Aktivitäten der geplanten Frauensektion finden sich aber keine weiteren Spuren.

verwendete Literatur und Quellen:

Der Ausschuss des Vereines zum Schutze jüdischer Frauen und Mädchen in Lemberg sucht einen Sekretär. - In: Dr. Blochs Österreichische Wochenschrift, Nr. 19, 6. Mai 1904, 212
Delegirtentag zur Bekämpfung des Handels mit jüdischen Mädchen. - In: Dr. Blochs Österreichische Wochenschrift, Nr. 39, 25. September 1903, 617-620
Pappenheim: Zur Lage der jüdischen Bevölkerung in Galizien

verfasst von: Katharina Krcal

Ausgewählte Publikationen

Quellen und Sekundärliteratur