Moraczewska, Zofia

Namen und Abkürzungen
Gostkowska, Zofia (Geburtsname)
Geburtsdaten
4.07.1873, Czernowitz (Bukovina)
Sterbedaten
16.11.1958, Sulejówek
Berufe und Tätigkeiten
Publizistin, Lehrerin, Parteifunktionärin, Politikerin

Funktionen und Mitgliedschaften

Zwiazek Kobiet, Stryj: Gründerin

Biografie

Zofia Moraczewska wurde als Tochter von Roman Gostkowski, einem Professor der Technischen Hochschule in Lemberg in Galizien geboren. Mit zwölf Jahren kam sie in die Wiktoria Niedzialkowska Mädchenschule. Sie absolvierte das Lehrerinnenausbildungseminar und war danach als Lehrerin tätig. 1896 trat sie der Polnischen Sozialistischen Partei in Galizien bei und heiratete im selben Jahr Jędrzej Moraczewski. Gemeinsam hatten sie vier Kinder, von denen das Jüngste bald verstarb. Ihr Ehemann wurde 1907 in das Abgeordnetenhaus des Reichsrats von Österreich-Ungarn gewählt. 1918/19 war er für mehrere Monate der erste Premierminister der Zweiten Polnischen Republik.

Nachdem sich das Paar in Stryj niedergelassen hatte, gründete Moraczewska den Frauenverein Związek Kobiet, der eine Schule für berufstätige Frauen organisierte und der polnischen Unabhängigkeitsbewegung nahestand. Auch eine kooperative Bäckerei wurde von ihr initiiert.

Im Ersten Weltkrieg trat sie der 1915 entstandenen Liga Kobiet Galicji i Śląska bei. Ab 1916 war sie Präsidentin dieser Frauenliga. Diese schloss sich mit einer zweiten Frauenorganisation zur Liga Kobiet Polskich zusammen, der ersten Massenorganisation polnischer Frauen. Der Kampf für einen unabhängigen polnischen Staat stand im Vordergrund der Vereinsarbeit, aber auch Frauenrechte und Frauenemanzipation. Moraczewska war eine charismatische Rednerin u.a. 1917 auf dem Kongress der Liga Kobiet Galicji i Śląska in Krakau. Als Reaktion auf ihre Rede dort erschien ein bischöflicher Brief, der den „Radikalismus“ der Frauen scharf kritisierte.

1918 mit der polnischen Unabhängigkeit wurde Moraczewska als Abgeordnete der Polnischen Sozialistischen Partei in das Parlament gewählt. Außerdem war sie von 1919 bis 1927 Redakteurin der "Głos Kobiet“, der offiziellen Zeitung der Frauen der Polnischen Sozialistischen Partei.

Nach dem Mai-Putsch 1926 durch Józef Piłsudski stand sie im Dezember 1927 an der Spitze des Demokratischen Wahlkomitees der polnischen Frauen. Nach den Parlamentswahlen im März 1928 wurde auf Initiative von ihr dieses Komitee umgewandelt in Związek Pracy Obywatelskiej Kobiet, das rasch zur größten Frauenorganisation des Landes wurde. 1933 zog sich Zofia Moraczewska aus dieser Arbeit, auch aufgrund von internen Meinungsverschiedenheiten, zurück.

Einer ihrer Söhne starb 1920 während des polnisch-sowjetischen Krieges, ihr Ehemann 1944 und ihre beiden überlebenden Kinder wurden im Konzentrationslager Auschwitz im Zweiten Weltkrieg getötet. Sie selbst lebte nach dem Zweiten Weltkrieg zurückgezogen in ihrem Haus in Sulejówek bei Warschau.

verwendete Literatur und Quellen:

Dufrat: Moraczewska, Zofia (1873-1958). - In: A biographical dictionary of women's movements and feminisms, 348-351

verfasst von: Lydia Jammernegg

Ausgewählte Publikationen

Moraczewska, Zofia: Korespondencja czasu przełomu 1916-1918 / wstęp i opracowanie Joanna Dufrat, Piotr Cichorack - Łomianki: LTW, 2018
ÖNB 2116426-C.Neu
Moraczewska, Zofia: Listy do siostry : 1896-1933 - Łomianki: LTW, 2018
ÖNB 2131824-C.Neu

Quellen und Sekundärliteratur

Links