Januszewska, Gisela

Namen und Abkürzungen
Kuhn, Gisela (Ehename)
Rosenfeld, Gisela (Geburtsname)
Rosenfeld-Roda, Gisela (Geburtsname)
Geburtsdaten
22.01.1867, Drnowitz (Mähren)
Sterbedaten
2.03.1943, KZ Theresienstadt
Berufe und Tätigkeiten
Ärztin

Funktionen und Mitgliedschaften

Verein der Witwen von Staatsbeamten: Mitarbeiterin

Lexikoneinträge

Totgeschwiegen

Gisela Januszewska
Beruf: Medizinerin
geb. am 22.1.1867 in Drnowitz/Mähren, Tschechien
gest. 1943 in Theresienstadt, Tschechien

Gisela Januszewska, geborene Rosenfeld war die Tochter des Landgutpächters in Slawonien, Leopold Rosenfeld, dann Roda, und eines der vier Geschwister des bekannten österreichischen satirischen Schriftstellers Alexander Roda Roda. Sie besuchte die Töchterschule in Brünn/Brno und heiratete in erster Ehe den wesentlich älteren Joachim Kuhn. Da sie sich in dieser Ehe eingeengt fühlte, ließ sie sich schon nach wenigen Jahren scheiden und übersiedelte in die Schweiz, um dort die Matura abzulegen. Ihr Medizin-Studium absolvierte sie zur Gänze an der Universität in Zürich und wurde an derselben als Gisela Kuhn am 12. April 1898 zum Doktor der gesamten Heilkunde promoviert. Ihre ersten Berufserfahrungen sammelte sie als Voluntärärztin an der geburtshilfichen Frauenklinik in Zürich und als Krankenkassenärztin in Remscheid (Rheinprovinz) im Deutschen Reich. 1899 wurde Januszewska als Amtsärztin nach Banja Luka in Bosnien berufen und war eine von wenigen Ärztinnen, die versuchte, die Versorgung islamischer Frauen zu gewährleisten. Nach der Eheschließung mit ihrem dortigen anfänglichen Vorgesetzten und um zwanzig Jahre älteren Regierungsrat und Mediziner Ladislaus Januszewski, musste sie ihren Dienst als Amtsärztin zurücklegen und übte ihren Beruf als Privatärztin aus. Als solche wurde sie Leiterin eines von der Stadt Banja Luka errichteten Ambulatoriums für islamische Frauen. Sie erlangte großen Bekanntheitsgrad als Epidemieärztin bei Blattern, Typhus, Flecktyphus, Syphilis und der bei den islamischen Frauen grassierenden Osteomalazie (Knochenerweichung).

Nach der Pensionierung Ladislaus Januszewskis 1912, ging das Ehepaar nach Graz. Januszewska nahm ihre Studien wieder auf und legte an der Grazer Karl-Franzens-Universität das zweite und dritte Rigorosum ab. Am 24. Februar 1915 fand ihre Nostrifikationspromotion statt. Als ihr Mann 1916 starb, meldete sie sich freiwillig zum Militärsanitätsdienst und war die einzige dem Militärkommando zur Verfügung stehende Ärztin. Für ihre aufopfernde Tätigkeit wurde sie mit der Kriegsmedaille, weiters mit dem Ehrenzeichen vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration und mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet. 1919 eröffnete sie ihre eigene Praxis als praktische Ärztin in Graz und war bis 1933 als Kassenärztin beim Verband der Krankenkassen für Steiermark (und Kärnten) tätig. Ihre Ordination wechselte mehrmals die Adresse. Die erste ärztliche Praxis befand sich in der Kaiserfeldgasse 27, anschließend verlegte sie ihren Arbeitsort zum Jakominiplatz 10 und schließlich fanden ihre Patienten sie am Mehlplatz 1. Ihre Wohnung befand sich in der Naglergasse 18.

Gisela Janoszewska war als sozial engagierte Ärztin bekannt. Sie behandelte notleidende Patienten nicht nur im Rahmen des Vereins Witwen und Waisen nach öffentlichen Beamten vollkommen unentgeltlich, sondern unterstützte manche von diesen auch persönlich. Als zweite Ärztin Österreichs wurde sie mit dem Titel "Medizinalrat" ausgezeichnet. Mit Jahresende 1935 schloss Januszewska zwar ihre Ordination, setzte aber ihr soziales Wirken weiterhin fort. Als die Krönung ihres arbeitsreichen Lebens empfand sie 1937 die Verleihung des Ritterkreuzes des Österreichischen Verdienstordens. Mit dem Anschluss Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938, nahm ihr Leben eine dramatische Wende. Als Jüdin fiel sie der gnadenlosen Rassenpolitik zum Opfer. 1940 musste sie ihre Grazer Wohnung aufgeben und war gezwungen, nach Wien zu übersiedeln. Schließlich wurde sie in das Konzentrationslager Theresienstadt nach Böhmen deportiert und verstarb vermutlich noch 1943 "eines natürlichen Todes".

biografiA

Januszewska Gisela, geb. Rosenfeld, verh. Kuhn; Ärztin
Geb. Drnowitz, Mähren (Drnovice, Tschechien), 22. 1. 1867
Gest. Theresienstadt, Deutsches Reich (Terezin, Tschechien), 2. 3. 1943
Herkunft, Verwandtschaften: G. J. war die Tochter des Landgutpächters in Slawonien, Leopold Rosenfeld, dann Roda, und eines der vier Geschwister des österreichischen satirischen Schriftstellers Alexander Roda Roda.
LebenspartnerInnen, Kinder: In erster Ehe mit dem wesentlich älteren Joachim Kuhn verheiratet, Scheidung nach wenigen Jahren. In zweiter Ehe mit ihrem anfänglichen Vorgesetzten und um zwanzig Jahre älteren Regierungsrat und Mediziner Ladislaus Januszewski verheiratet.
Ausbildungen: G. J. besuchte die Töchterschule in Brünn/Brno. Nach der Scheidung übersiedelte sie in die Schweiz, legte die Matura ab und studierte an der Universität Zürich Medizin, 1897 (1898) Dr.med.
Laufbahn: Ihre ersten Berufserfahrungen sammelte sie als Voluntärärztin an der geburtshilflichen Frauenklinik in Zürich und als Krankenkassenärztin in Remscheid (Rheinprovinz) im Deutschen Reich. Sie wurde zunächst im Frühjahr 1898 von der Allgem. Ortskrankenkasse in Remscheid angestellt zur Behandlung der über 600 weiblichen Mitglieder und ihrer Kinder. Wenige Wochen darauf verbot die Aufsichtsbehörde die Kassenpraxis, da G. K. keine deutsche Approbation hatte. Der in einem Ärztestreik gipfelnde Konflikt zwischen Ortskrankenkasse und Ärzteschaft ließ alle Bemühungen, G. K. als Kassenärztin weiter zu beschäftigen, scheitern. Im März 1899 wurde sie nach Banja Luka/Bosnien als Ärztin für muslimische Frauen berufen und von der österreichischen Regierung als „Amtsärztin im Hauptmannsrang“ beschäftigt. Nach der Eheschließung musste sie ihren Dienst als Amtsärztin zurücklegen und übte ihren Beruf als Privatärztin aus. Als solche wurde sie Leiterin eines von der Stadt Banja Luka errichteten Ambulatoriums für muslimische Frauen. Sie erlangte großen Bekanntheitsgrad als Epidemieärztin bei Blattern, Typhus, Flecktyphus, Syphilis und der bei den muslimischen Frauen grassierenden Osteomalazie (Knochenerweichung). Nach der Pensionierung ihres Mannes 1912 ging das Ehepaar nach Graz. G. J. nahm ihre Studien wieder auf und legte an der Grazer Universität das zweite und dritte Rigorosum ab. Am 24. Februar 1915 fand ihre Nostrifikationspromotion statt. Als ihr Mann 1916 starb, meldete sie sich freiwillig zum Militärsanitätsdienst und war die einzige dem Militärkommando zur Verfügung stehende Ärztin und bis 1918 als Internistin im Kriegsdienst. Für ihre aufopfernde Tätigkeit wurde sie mit der Kriegsmedaille, weiters mit dem Ehrenzeichen vom Roten Kreuz, mit der Kriegsdekoration und mit dem Goldenen Verdienstkreuz mit der Krone ausgezeichnet. 1919 eröffnete sie ihre eigene Praxis als praktische Ärztin in Graz und war bis 1933 als Kassenärztin (Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe) beim Verband der Krankenkassen für Steiermark (und Kärnten) tätig. G. J. war als sozial engagierte Ärztin bekannt. Sie behandelte notleidende Patienten nicht nur im Rahmen des Vereins Witwen und Waisen nach öffentlichen Beamten vollkommen unentgeltlich, sondern unterstützte manche auch persönlich. Als zweite Ärztin Österreichs wurde sie mit dem Titel „Medizinalrat“ ausgezeichnet. Mit Jahresende 1935 schloss sie zwar ihre Ordination, setzte aber ihr soziales Wirken weiterhin fort. Als die Krönung ihres arbeitsreichen Lebens empfand sie 1937 die Verleihung des Ritterkreuzes des Österreichischen Verdienstordens. Mit dem „Anschluss“ Österreichs an das nationalsozialistische Deutsche Reich 1938 nahm ihr Leben eine dramatische Wende. 1940 musste sie ihre Grazer Wohnung aufgeben und war gezwungen, nach Wien zu übersiedeln. Sie wurde am 28. 6. 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt nach Böhmen deportiert und starb dort „eines natürlichen Todes“.
Ausz.: Nach dem 1. Weltkrieg Kriegsmedaille, Ehrenzeichen vom Roten Kreuz mit der Kriegsdekoration und Goldenes Verdienstkreuz mit der Krone, 1929 Medizinalrat, 1937 Verleihung des Ritterkreuzes des Österreichischen Verdienstordens.

Quellen und Sekundärliteratur

Links