Fischer-Dückelmann, Anna

Namen und Abkürzungen
Dückelmann, Anna
Dückelmann, Anna Clara Theresia (Geburtsname)
Dückelmann, Anna Clara Therese
Fischer-Dueckelmann, Anna
Fischer-Dückelmann, A.
Geburtsdaten
7.07.1856, Wadowice (heute: Polen)
Sterbedaten
3.12.1917, Ascona (Schweiz)
Berufe und Tätigkeiten
Ärztin, Leiterin eines Sanatoriums, Publizistin, Schriftstellerin

Biografie

Anna Dückelmann wurde am 7. Juli 1856 in Wadowice im heutigen Polen, zu ihren Lebzeiten im österreichisch-ungarischen Galizien geboren. Ihre Kindheit und Jugend verbrachte sie in Ungarn, Italien, Oberösterreich und Brünn unter anderem mit künstlerischen Tätigkeiten, ihre Schulbildung kann aufgrund mangelnder Quellen nicht nachgezeichnet werden. 1876 heiratete sie, ohne das Einverständnis ihrer Eltern, den sozialreformerisch eingestellten Publizisten Arnold Fischer. Aus der Ehe gingen drei Kinder hervor. Aufgrund der besseren Berufschancen ihres Mannes zogen sie zunächst nach Heidelberg und dann nach Frankfurt/Main. Fischer-Dückelmann vertrat ihren als Musikredakteur arbeitenden, kränklichen Mann wiederholt und trug mit ihrer publizistischen Tätigkeit in Frauenzeitungen und hygienischen Blättern zum Familieneinkommen bei.

1885 wirkte sie an der Gründung der Zeitung „Das Volkswohl“, in welcher sie Leserinnenfragen zu Gesundheitsthemen beantwortete, mit. In einem autobiographischen Text hält sie 1898 fest, dass sie in dieser Zeit den Entschluss fasste, Medizin zu studieren. 1890 begann sie ihr Medizinstudium in Zürich, welches sie 1896 mit einer Arbeit über das Kindbettfieber abschloss. Nach ihrer Assistenzzeit im Sanatorium des Naturheilers Friedrich E. Bilz (Radebeul) führte sie von 1897 bis 1914 eine eigene Frauen- und Kinderärztinnenpraxis in Dresden-Loschwitz. Nach der Schließung dieser übernahm sie die Leitung eines 1900 gegründeten, naturheilkundlich-lebensreformerischen Sanatoriums bei Ascona im Schweizer Tessin. Zwischen 1915 und 1917 arbeitete sie monateweise in der Goszmann’schen Anstalt (Kassel) sowie im Sanatorium in Ascona, wo sie sich im Oktober 1917 niederließ um auf einem, bereits 1913 am Monte Verità erworbenen Grundstück ihr eigenes Sanatorium aufzubauen. Diese Pläne blieben unverwirklicht, da Fischer-Dückelmann am 3. Dezember 1917 in Ascona verstarb.

Neben ihrer Tätigkeit als Ärztin erreichte Fischer-Dückelmann mit ihren Publikationen und Vorträgen zu Frauenheilkunde, Reformkleidung, Gesundheitspflege und Ernährung Bekanntheit. Mit diesen Werken, darunter die auflagenstarken Publikationen „Das Geschlechtsleben des Weibes“, das zwischen 1900 und 1919 19 Mal aufgelegt wurde, und „Die Frau als Hausärztin“ richtete sie sich insbesondere an Frauen. Ihr Anspruch war dabei, in allen Fragen des weiblichen Lebens umfassenden Rat zu geben, wobei ihre naturheilkundliche, lebensreformerische und präventive Vorstellung von Medizin stets vorherrschend war.

Neben Themen wie dem weiblichen Körper, einer gesunden Lebensweise und Moral schrieb sie auch über Tabuthemen wie Ehebruch, sexuelle Verweigerung und Homosexualität. Dabei forderte sie die sexuelle und soziale Gleichberechtigung der Frau wiederholt ein und äußerte sich gesellschaftskritisch. Sie plädierte für mehr Medizinstudentinnen und Ärztinnen und kritisierte ihre männlichen Kollegen, deren respektlosen Umgang mit Patientinnen und invasive Methoden offen. Ihre naturheilkundlichen und lebensreformerischen Ratschläge setzte sie auch im Privatleben um und führte eine vegetarische, sowie als Mitglied des Guttempelordens, strikt alkoholfreie Lebensweise.

verwendete Literatur und Quellen:

Lehner: Die Diskursivierung der weiblichen Sexualität in "Das Geschlechtslebens des Weibes" von Anna Fischer-Dückelmann

verfasst von: Nora Maria Lehner

Lexikoneinträge

Lexikon deutscher Frauen der Feder

5.7.1856 Tragwein/Oberösterreich (Korrektur: Wadowice (Österreich-Ungarn)) - 5.11.1917 Ascona; Tochter des k. u. k. Oberstabsarztes Dr. med. Friedrich Dückelmann; verh. mit dem Philosophen Arnold Fischer; begann ihr Medizinstudium mit 34 Jahren als Mutter von 3 Kindern; promovierte 1896 in Zürich. Führte von 1897 - 1914 eine Praxis als Frauen- und Kinderärztin in Dresden. Lebte später auf dem Monte Verita bei Ascona. 1901 erscheint erstmalig "Die Frau als Hausärztin - ein ärtzliches Nachschlagebuch für die Frau", das "goldene Familienbuch" gab umfassenden Rat in allen Fragen des weiblichen Lebens : Körper, Geist, Lebensweise, Moral und auch Tabuthemen wie Ehebruch, sexuelle Verweigerung und Homosexualität wurden angesprochen. Bis zum Jahr 1954 erscheinen mehr als 1,4 Millionen Ausgaben.

biografiA

Fischer-Dückelmann Anna, geb. Dückelmann; Ärztin und Fachschriftstellerin
Geb. Tragwein, NÖ, 5. 7. 1856
Gest. Ascona, Italien, 5. 11. 1917
Herkunft, Verwandtschaften: Tochter des k. u. k. Oberstabsarztes Dr.med. Friedrich Dückelmann. F.-D. entstammt einer Familie, in der die Vorfahren mütterlicherseits und väterlicherseits seit Generationen Ärzte waren. Der Erbe des Familiengutes der Dückelmanns, auf dem auch A. F.-D. aufwuchs, in der Regel der älteste Sohn, war gleichzeitig der Arzt des Dorfes. In Wien, wo A. F.-D. ihre Jugendzeit verbrachte, lernte sie Arnold Fischer kennen, mit dem sie ihre oppositionelle Haltung gegenüber der luxuriösen Lebensweise der Offizierskreise teilte.
LebenspartnerInnen, Kinder: 1876 in Graz Heirat mit dem Philosophen Arnold Fischer, Mutter von 3 Kindern. Nachdem sie ihn ohne Einwilligung der Eltern geheiratet hatte, zog sie mit ihrem Mann nach Frankfurt, wo Arnold Fischer als Redakteur beim „Frankfurter Tageblatt“ arbeitete.
Ausbildungen: Erst im Alter von 34 Jahren, als Mutter von drei Kindern, zog A. F.-D. mit der ganzen Familie nach Zürich, um dort Medizin zu studieren. 1896 promovierte sie in Zürich mit der Dissertation „Die vom April 1888 bis Januar 1895 in der Zürcher Frauenklinik beobachteten Fälle von Puerperalfieber“. Entscheidend für diesen späten Entschluss soll die anfällige Gesundheit und berufliche Erfolglosigkeit ihres Mannes gewesen sein.
Laufbahn: 1896 war sie Assistenzärztin in der Bilz’schen Naturheilanstalt in Radebeul, im Oktober deselben Jahres eröffnete sie eine Praxis in Dresden. Führte von 1897–1914 eine Praxis als Frauen- und Kinderärztin in Dresden-Loschwitz. Bekannt wurde sie durch eine Reihe populärer medizinischer Werke. 1901 erscheint erstmalig „Die Frau als Hausärztin – ein ärztliches Nachschlagebuch für die Frau“, das „goldene Familienbuch“ gab umfassenden Rat in allen Fragen des weiblichen Lebens: Körper, Geist, Lebensweise, Moral und auch Tabuthemen wie Ehebruch, sexuelle Verweigerung und Homosexualität wurden angesprochen. Bis zum Jahr 1954 erschienen mehr als 1,4 Millionen Ausgaben. Sie setzte sich sehr dafür
ein, dass Frauen den ärztlichen Beruf ergreifen sollten, und kritisierte stark das Verhalten der Ärzte gegenüber ihren Patientinnen. Als Aufgabe der weiblichen Ärzte sah sie es, ähnlich der der Krankenschwestern, „das volle Vertrauen der Patienten zu gewinnen, indem sie sich auf ihn einstellen, ihm Sonne und Frohsinn entgegenbringen“. Sie war eine Verfechterin der Naturheilkunde und der Lebensreform. In ihrem Privatleben führte sie ein großes Haus, in dem viele Künstler und Wissenschafter verkehrten, die sich von dem Klavierspiel der talentierten Pianistin unterhalten ließen. In ihrem Beruf eine frühe Verfechterin einer gesunden Ernährung, die erste Verkünderin der Diät, war sie selbst eine strenge Vegetarierin. 1913 erwarb sie ein Grundstück auf dem Monte Veritá bei Ascona, wo 1902 eine „Naturheilanstalt auf freigenossenschaftlicher Grundlage“ gegründet worden war. Hier wollte sie nach dem Krieg ein Sanatorium errichten. Doch schon im Alter von 61 Jahren starb sie 1917 in Ascona. Ihre bereits begonnenen Bücher „Seelenleiden der Frau in Liebe und Ehe“ und „Die Autosuggestion“ wurden von ihrer Tochter Elsa v. Golfieri weiterbearbeitet und veröffentlicht. Elsa von Golfieri, die die Arbeit ihrer Mutter fortführte, hielt bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges Vorträge im In- und Ausland. Sie starb 1948.
Mitglsch.: Zentralverband f. Parität der Heilmethoden; Freies Deutsches Hochstift für Wissenschaft, Kunst u. höhere Bildung in Frankfurt a. M.
W.: „Die heutigen Behandlungsmethoden der Frauenkrankheiten für Ärzte und Gebildete aller Stände“ (1898), „Entstehung, Verhütung und Heilung der Frauenkrankheiten aller Alterstufen für Frauen und erwachsene Töchter“ (1898), „Ueber die Reform der weiblichen Kleidung“ (1890), „Das Geschlechtsleben des Weibes. Eine physiologisch-soziale Studie mit ärztlichen Ratschlägen“ (1900), „Die Frau als Hausärztin“ (1901), „Der Geburtenrückgang. Ursachen und Bekämpfung vom Standpunkt des Weibes“ (1914), „Was lehrte uns der Krieg? Häusliche Krankenpflege in Kriegszeiten“ (1916)

Ausgewählte Publikationen

Fischer-Dückelmann, A.: Gesunde Frauen : ärtzlich-literarische Besprechung des Klimakteriums - Berlin: Hesperus-Verl., 1911
UBS FB Germanistik F II Fisch-11
Fischer-Dückelmann, Anna: Beiträge zur sexuellen Moral - Leipzig-Gohlis: Volger, [um 1906]
SBB Kd1277/48 <2>
Fischer-Dückelmann, Anna: Das Geschlechtsleben des Weibes : eine physiologisch-soziale Studie mit ärztlichen Ratschlägen - Berlin: Hugo Bermühler Verlag, 1913
Online Zugriff / ÖNB 1801745-B.Neu
Fischer-Dückelmann, Anna: Der Geburtenrückgang : Ursachen und Bekämpfung vom Standpunkt des Weibes / unter Mitwirkung von Arnold Fischer - Stuttgart: Süddeutsches Verlags-Institut, 1914
Online Zugriff / ÖNB 742274-B.Neu
Fischer-Dückelmann, Anna: Die deutschen Ärzte und das medizinische Studium der Frauen - In: Archiv für physikalisch-diätetische Therapie in der ärztlichen Praxis, Jg. 1 (1899), Nr. 1, 20
OÖLB II-15119
Fischer-Dückelmann, Anna: Die Frau als Hausärztin : ein ärztliches Nachschlagebuch der Gesundheitspflege und Heilkunde in der Familie mit besonderer Berücksichtigung der Frauen- und Kinderkrankheiten, Geburtshilfe und Kinderpflege / mit 496 Original-Illustrationen, 42 Tafeln und Kunstbeilagen in feinstem Farbendruck - München ; Wien: Süddt. Verl.-Institut [u.a.], 1917 [u.a.]
ÖNB 6041-MFS/06488
Fischer-Dückelmann, Anna: Die Frau als Hausärztin : ein ärztliches Nachschlagebuch [der Gesundheitspflege und Heilkunde in der Familie] - Stuttgart: Süddt. Verl.inst., 1905 [u.a.]
Online Zugriff / ÖNB 756277-C.Neu
Fischer-Dueckelmann, Anna: Die Geburtshilfe von physiatrischen Standpunkt - Strassburg i. E.: Bermühler, [1898]
OÖLB I-29897
Fischer-Dueckelmann, Anna: Die heutigen Behandlungsmethoden der Frauenkrankheiten - Berlin: Bermühler, 1902
UBS I 23994
Fischer-Dückelmann, Anna: Die Naturheilmethode und Frauenkrankheiten - In: Der Hausdoctor, Nr. 8, 1896, 114-115
OÖLB I-15563
Fischer-Dückelmann, Anna: Die vom April 1888 bis Januar 1895 in der Züricher Frauenklinik beobachteten Fälle von Puerperalfieber - Zürich, Univ., Inaug.-Diss., 1896
SBB Ja15061-1896,1=A/L
Fischer-Dückelmann, Anna: Ein spezielles Frauenthema - In: Wörishofer Blätter, Jg. 10 (1899), Nr. 448, 397-398
OÖLB II-15129
Fischer-Dückelmann, Anna: Entstehung, Verhütung und Heilung der Frauenkrankheiten aller Altersstufen - Berlin: Bermühler, 1902
UBS I 23992
Fischer-Dückelmann, Anna: Frauen auf dem Gebiete der Heilkunde - In: Der neue Mensch, Jg. 1 (1901), Nr. 4
UBI 27/3909,2,10-12
Fischer-Dückelmann, Anna: Geheime weibliche Leiden in der Ehe - In: Der Hausdoctor, Jg. 9 (1897), Nr. 9, 85-86
OÖLB I-15563
Fischer-Dückelmann, Anna: Mann und Weib : Gegenüberstellung des männlichen und weiblichen Körpers in anatomisch zerlegbaren Modellen - Stuttgart: Süddt Verl. Inst., 1910
UBS I 132576
Fischer-Dückelmann, Anna: Meine Behandlung des Uterus-Prolaps - In: Archiv für physikalisch-diätetische Therapie in der ärztlichen Praxis, Jg. 1 (1899), Nr. 6, 170-173
OÖLB II-15119
Fischer-Dückelmann, Anna: Nochmals ein spezielles Frauenthema - In: Reformblätter, Jg. 4 (1901), Nr. 2, 28
SBB 2 A 1117
Fischer-Dückelmann, Anna: Vorkämpferinnen des Frauenstudiums in Österreich-Ungarn : [autobiographische Skizze] - In: Jahresbericht des Vereines für Erweiterte Frauenbildung in Wien, Jg. 10 (1898), 51–53
Online Zugriff / ÖNB 391908-B.Neu-Per
Fischer-Dückelmann, Anna: Was lehrte uns der Krieg? : häusliche Krankenpflege in Kriegszeiten - München: Süddeutsches Verl.-Inst., 1916
Online Zugriff / DNB 1916 B 4413

Quellen und Sekundärliteratur

Die Frau als Hausärztin von Frau Dr. med. Anna Fischer-Dückelmann - In: Auf, Nr. 121, 2003, 22-24
ÖNB 1114015-C.Neu-Per

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